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TRAUERKULTUR IM WANDEL

Seit vielen Jahren zeichnen sich in Deutschland Veränderungen ab im Umgang mit dem Thema Tod und Trauer. Während in der katholischen Tradition die Erdbestattung Jahrhunderte währende Praxis gewesen ist, sind es heute auch bei kirchlichen Trauerfeiern mehrheitlich Urnenbeisetzungen. Die pastorale Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass zunehmend mehr Katholiken die traditionellen Riten der Kirche fremd geworden sind. Der überlieferte Standard von Sterberosenkranz, Totenmesse, Prozession, kirchlicher Beerdigung und weiterer Seelenämter, scheint für immer mehr Trauernde bei einem Sterbefall nicht mehr passend. Dieser Entwicklung versuchen wir in der Trauerpastoral künftig verstärkt Rechnung zu tragen. Da die Vertrautheit mit kirchlichen Riten unterschiedlich ausgeprägt ist, darf auch die Form und Anzahl der Trauergottesdienste variieren.

Zweifelsohne sind im Tod alle gleich und es gibt keine Beerdigungen erster oder zweiter Klasse, doch in ihrer Unterschiedlichkeit erfahren trauernde Menschen, gleiche Angebote nicht als gleich wertvoll. In einem Seelsorgegespräch beraten wir mit den Angehörigen, welche Form der Abschiednahme für den Verstorbenen und die Hinterbliebenen stimmig ist und versuchen eine hilfreiche Unterstützung der Trauernden im Angesicht des Todes zu ermöglichen. Bei Verzicht auf das traditionellen Requiem in der Kirche, kann sich die Trauergemeinde auch direkt zu einem würdigen Trauergottesdienst am Friedhof versammeln. Anstelle des Sterberosenkranzes kann auch ein Trauergebet treten in den Tagen zwischen dem Todestag und der Beisetzung.

Dankbar bin ich, dass engagierte Frauen und Männer aus unserer Pfarreiengemeinschaft gemeinsam mit unserer Gemeindereferentin Frau Andrea Weinrich mehrere Modelle eines solchen Trauergebetes entwickelt haben und sich in allen Gemeinden ehrenamtliche Lektoren bereit erklärt haben, beim Trauergebet mit allen, die Abschied nehmen wollen von einem lieben Verstorbenen, vorzubeten. Ab dem neuen Kirchenjahr im Advent 2021 stehen diese Gottesdienste zur Verfügung und mögen liturgisch einen Raum eröffnen, in denen Trauernde Halt, Trost und Hoffnung aus unserem Glauben schöpfen. Denn für uns Christen gehören zu den leiblichen und geistlichen Werken der Barmherzigkeit nach wie vor, Tote zu bestatten, Trauernde zu trösten und für die Lebenden und Verstorbenen zu beten.

 

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