KRIPPE UND KREUZ
von Pfarrer Klaus Weber
„Krippe und Kreuz sind aus demselben Holz geschnitzt“, betont eine alte Weisheit. Nicht selten ist zu beobachten, dass der Jesusknabe bereits ein kleines Holzkreuz in der Hand hält. Die unbeschwerte Kindheit verbindet sich bereits mit der Schwere des Holzes, welches den Herrn auf seinem Kreuzweg dreimal niederdrückt. Eine erbauliche Geschichte erzählt sogar davon, der heilige Joseph habe als Zimmermann seinerzeit jenen Baum gefällt und aus dessen Holz die Bretter gesägt, mit denen später sowohl die Krippe als auch das Kreuz gezimmert worden sind. Freilich eine naiv-fromme Ausschmückung, doch bergen solche Legenden durchaus tiefe Einsichten. Erstens erleben Menschen auch heute schmerzhaft, dass Freude und Leid oft nah beieinander liegen. Zweitens beginnt die Erlösung der Menschheit im Stall vor Bethlehems Toren und führt endlich über Jesu Leidensweg bis hinauf nach Golgotha vor den Toren Jerusalems. Weihnachten und Ostern sind im Erlösungswerk Gottes untrennbar miteinander verbunden. Drittens sind Krippe und Kreuz aus demselben Holz geschnitzt, weil sowohl hinter dem weihnachtlichen als auch österlichen Geschehen die Liebe Gottes als treibende Kraft steht.
Während mit dem Fest der Taufe des Herrn der Weihnachtsfestkreis seinen Abschluss gefunden hat und der Aschermittwoch bald die österliche Bußzeit eröffnet, stehen wir zwischen diesen geprägten Zeiten des Kirchenjahres. Diese liturgische Zwischenzeit kann gut unsere Situation versinnbildlichen, da wir ja alle auf Erden zwischen Krippe und Kreuz, zwischen Geburt und Tod leben. Bitten wir den Herrn am Beginn des Jahres 2023 um die Gnade, dass wir die uns von ihm geschenkte Lebenszeit, in seinem Sinne nutzen. Möge der Herr uns die Gnade schenken, uns täglich mehr an ihn zu binden und unser Leben von seinem Wort und seiner sakramentalen Gegenwart prägen zu lassen. Gott schenke uns Kraft für den oft mühsamen Alltag, Glaubensstärke, wenn es gilt, sich treu zu ihm und seiner Kirche zu bekennen und die gelassene Freude hinter allem, was in dieser Welt 2023 geschieht seine führende Hand zu entdecken. Zuversichtlich glauben wir, dass Gott bei denen, die er berufen hat und die ihn lieben, alles zum Guten führen wird. Denn auf dem Weg von der Krippe über das Kreuz zum Ostermorgen der Auferstehung ist Christus auch uns zum Erlöser geworden. So beten wir singend: „Entzünde die Liebe im Herzen, vermehr unseren Glauben, wir flehn, auf dass wir mit brennenden Herzen der Hoffnung Erfüllung dann sehn!“ (GL 751,6)
Sehr erfreulich ist, dass es in jeder Gemeinde unserer Pfarreiengemeinschaft Menschen ein Herzensanliegen ist, die Gotteshäuser passend zum Kirchenjahr zu gestalten. Besonders die festlich geschmückten Kirchen in der Weihnachtszeit ziehen viele kleine wie große Besucher an. Ein herzliches Dankeschön allen, die durch ihr Mittun die Anziehungskraft unserer Kirchen steigern. Ein besonderes Bild hat sich in diesem Jahr in der Kirche von Hopferstadt ergeben, nachdem die Kirchenverwaltung entschieden hat, die über 100 Jahre alten Krippenfiguren bei der Holzschnitzerei Barth in Bischofsheim in der Rhön restaurieren zu lassen. Etwa die Hälfte der fast 100 Figuren erstrahlte in neuem Glanz, während die andere Hälfte noch ihre bekannte Patina zeigte. Karin und Thomas Barth bringen als gelernte Holzbildhauer jahrzehntelange Erfahrung mit und haben in monatelanger Arbeit die beschädigten Figuren gereinigt, aufgearbeitet, einzelne Fehlteile an Figuren nachgeschnitzt und farblich neu gefasst. Dabei orientierten sie sich an der ursprünglichen Farbfassung, da über die Jahrzehnte nicht nur der Zahn der Zeit an der Krippe genagt hat, sondern vor Jahren wenig fachmännisch mit einer dunklen Farbe, insbesondere bei den Hautpartien der Figuren, die originale Farbfassung übermalt worden ist. Bis Ende des Jahres sollen die noch ausstehenden Arbeiten erledigt werden, damit dieses Projekt zu Weihnachten 2023 abgeschlossen sein wird. Das fügt sich besonders schön, fällt doch die Fertigstellung der Restaurierung der Hopferstädter Krippe zusammen mit dem 800 jährigen Jubiläum der Idee der Weihnachtskrippe. Denn am 25. Dezember 1223 soll der heilige Franz von Assisi in einer Höhle in den umbrischen Bergen die Krippenszene erstmals mit lebendigen Tieren dargestellt und dabei in eine echte Futterkrippe ein aus Wachs geformtes Jesuskind gelegt haben.
Eine so aufwendige Restaurierung kostet natürlich Geld. Allen Spenderinnen und Spendern, die bereits großzügig gegeben haben, sagen wir ein herzliches Vergelt´s Gott. Wenn auch Sie als Einzelperson, Familie oder Betrieb sich an der Finanzierung beteiligen wollen, sind wir sehr dankbar. Hierzu liegt an der Krippe und unter dem Jahr in der Kerzenkapelle ein Katalog auf, aus dem man sich eine Figur aussuchen kann; vom Schäfchen über Engel und Hirten bis zu den Königen mit Kamel und Elefant. Eine schöne Gelegenheit, einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung der historischen Weihnachtskrippe und der Verbreitung der Weihnachtsbotschaft zu leisten; damit auch künftige Generationen mit staunendem und freudigen Herzen an der Krippe stehen bleiben und getröstet und gestärkt wieder in den Alltag gehen können.